Die Verglasung Ihrer Fenster kann für verschiedene Einsatzgebiete verschiedene Eigenschaften besitzen, darunter auch unterschiedliche Sicherheitseigenschaften; für die Wahl des richtigen Sicherheitsglases ist es daher wichtig, in welchem Sekuritäts-Bereich Sie das Fenster einsetzen wollen.
Verglasung und Sicherheitsbereiche
Unter dem Blickwinkel der Gefahren- bzw. Verletzungsvermeidung werden Verglasungen in 3 Bereiche eingeteilt.
Die passive Sicherheit
Hier geht es vor allem um die Vermeidung von gefährlichen Verletzungen durch das Glas selbst. Im Falle eines Glasbruchs oder Sturzes gegen oder sogar durch die Scheibe soll es nicht zu scharfkantigen Scherben mit hoher Verletzungsgefahr kommen.
Typische Einsatzgebiete: Innenverglasungen, Ganzglastüren oder Duschkabinen.
Die aktive Sicherheit
In diesem Sicherheitsbereich ist nicht das Glas selbst der Gefahrenträger, sondern im Gegenteil bildet seine Auslegung eine Hemmschwelle zwischen Gefahr und zu schützenden Objekt. Die Anforderungen an die aktive Sicherheit von Sicherheitsglas gehen von der Durchwurf- über Durchbruch- und Durchschuss-Sicherheit bis hin in den spektakulären Bereich der Sprenghemmung.
Typische Einsatzgebiete: Einbruchhemmung, Personenschutz und Brandschutz.
Die konstruktive Sicherheit
Glas als Baustoff kommst längst nicht mehr nur bei Fenstern zum Einsatz. Als Gestaltungselement wird Glas in vielen Bereichen verwendet – vom Glasbaustein bis zur Glasdecke. Es muss auch bei Glasbruch über eine Reststabilität, Absturzsicherheit und Resttragfähigkeit verfügen.
Typische Einsatzgebiete: Begehbares Glas, Glastreppen, Überkopfverglasung, gläserne Brüstungen
Die Anforderungen an Sicherheitsglas sind mithin vielfältig. Um die geforderte Sicherheit in den jeweils gewünschten Sicherheitsbereichen zu gewährleisten, werden im Wesentlichen zwei Techniken – ggf. kombiniert – eingesetzt:
Einscheibensicherheitsglas
Einscheibensicherheitsglas (ESG) ist „thermisch vorgespannt“ – das heißt, in der Herstellung wird die Schmelze auf etwa 630°C erhitzt (d.h. über die Erweichungstemperatur von Glas hinaus) und danach schockartig abgekühlt; das Glas erkaltet an der Oberfläche schneller als im Kern, dadurch entsteht innen Druck und außen Spannung. In der Kombination erhöht sich die Stoß- und Schlagfestigkeit im Glas. Sollte es dennoch zu Glasbruch kommen, löst sich die Spannung und das Glas zerfällt in kleine Krümel ohne scharfe Kanten.
Einscheibensicherheitsglas ist daher ideal für den Einsatz überall dort, wo passive Sicherheit des Glases gewünscht ist.
Verbundsicherheitsglas
Verbundsicherheitsglas (VSG) besteht aus mindestens 2 Scheiben, die mit einer hochelastischen, reißfesten Hochpolymerfolie unter Druck und Hitze miteinander verbunden werden. Häufig werden auf diese Weise auch zwei oder mehrere Einscheibensicherheitsgläser verbunden. Dies erhöht die Widerstandskraft von Verbundsicherheitsglas zusätzlich. Sollte es zu Glasbruch kommen, bleiben die Scherben an der Folie haften – und der Durchgang bleibt dank der intakten Folie verschlossen. So wird einerseits das Verletzungsrisiko minimiert, andererseits bietet Verbundsicherheitsglas auch Einbruchschutz – steigend mit der Dicke sowie Anzahl der eingesetzten Scheiben und Folien.
Verbundsicherheitsglas ist sowohl für die aktive, als auch für die konstruktive Sicherheit geeignet.
DIN-Norm EN 356
In der Umgangssprache wird Sicherheitsglas gern als Panzerglas bezeichnet. Diesen anschaulichen Namen trägt Verbundsicherheitsglas nach DIN-Norm EN 356 nicht ganz zu Unrecht. Eingeteilt wird VSG in die Klassen:
- A (1-5) durchwurfhemmend,
- Klasse B (6-8) durchbruchhemmend.
Durchwurfhemmendes Sicherheitsglas wird geprüft, indem eine 4,11 KG schwere Metallkugel aus einer vorher definierten Fallhöhe auf die Glasscheibe trifft; beim Prüfverfahren für durchbruchhemmendes Sicherheitsglas muss das Glas sogar den schnellen, nicht nachlassenden Schlägen einer mechanischen Axt standhalten.
Verglasung | Eigenschaft | Fallhöhe | Anzahl Treffer | Widerstandsklasse | P1A | durchwurfhemmend | 1,5 Meter | 3 | – | P2A | durchwurfhemmend | 3 Meter | 3 | A1 | P3A | durchwurfhemmend | 6 Meter | 3 | A2 | P4A | durchwurfhemmend | 9 Meter | 3 | A3 | P5A | durchwurfhemmend | 9 Meter | 9 | – | P6B | durchbruchhemmend | Axt- oder Hammerschläge | 30-50 | B1 | P7B | durchbruchhemmend | Axt- oder Hammerschläge | 51-70 | B2 | P8B | durchbruchhemmend | Axt- oder Hammerschläge | Mehr als 70 | B3 |
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Wird das Verbundsicherheitsglas noch weiter verstärkt, kann es sogar in weitere Klassen eingeteilt werden:
- C durchschusshemmend
- und D sprenghemmend.
Sicherheitsglas der Klassen C und D ist allerdings derart schwer und teuer, dass es für den Hausgebrauch (im Wortsinne) nicht praktikabel ist.
Einbruchhemmendes Sicherheitsglas
Für den Hausgebrauch interessanter ist das einbruchhemmende Sicherheitsglas. Laut einer vom Deutschen Forum für Kriminalprävention (DFK) in Auftrag gegebene wissenschaftliche Studie zur „Wirksamkeit technischer Einbruchsprävention bei Wohn- und Geschäftsobjekten“ geben Einbrecher nach 2-5 Minuten auf, wenn sie bis dahin nicht ins Haus eindringen können.
Zwar gibt es keine technische Sicherheitsmaßnahme, die einen Einbruch zu 100% verhindern kann, aber das Ergebnis der Studie zeigt: Je länger das Haus einem Einbruchsversuch standhält, desto sicherer ist es.
Sicherheitsglas verschafft Zeit
Die Hauptaufgabe von einbruchhemmendem Sicherheitsglas ist es also, dem Einbrecher seine Aufgabe so schwer wie möglich zu machen – so lässt er ab und sucht sich leichtere Ziele. Weit über 50% der Einbrecher (Mehrfamilienhäuser) bzw. sogar über 80% (Einfamilienhäuser) kommen über Fenster oder Fenstertüren ins Haus. Um Ihr Haus zu schützen, gilt es daher Fenstern und Terrassentüren besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Da eine einbruchhemmende Verglasung allein nicht ausreicht, wenn der Einbrecher die Fensterprofile aushebeln kann, sollten Sie bei Um- oder Neubau auf geprüfte und zertifizierte Sicherheitsfenster achten. Die vorläufige europäische Norm ENV 1627, in der die Widerstandklassen für einbruchhemmende Fenster geregelt waren (vergleiche unseren Artikel zur Einbruchsicherheit von Fenstern), wurde ab dem 1.12.2011 durch die Norm SN ENV 1627 ersetzt. Dabei wurden die Widerstandsklassen von WK (Widerstandsklassen) in RC (Resistance Class) umbenannt und leicht erweitert.
Preise für Sicherheitsglas
Die Aufpreise für Sicherheitsglas über den einfachen Fensterpreis hinaus liegen je nach Klassifizierung bei 50 bis 150 € – für jeden Quadratmeter Fensterfläche – Das ist nicht eben billig. Eine genau Nutzen-Kosten Abwägung ist daher durchaus angebracht. Ihr Fensterfachmann berät Sie gern bei der Auswahl der richtigen Widerstandklasse. Fensterfachbetriebe auch für Sicherheitsfenster finden Sie über unseren kostenlosen Angebotsvergleich.